Durchführung
Jugendhilfe Cottbus gGmbH
Bedarf
Im Norden der Stadt Cottbus hat sich in den Jahren seit der Wende auch aufgrund von Wohnungsrückbau und Rückzug der sozialen Infrastruktur, mehr-generationaler Arbeitslosigkeit, fehlenden Teilhabechancen sowie Zuzug aus anderen Stadtteilen nebst Ansiedlung von Familien mit Flucht- oder Migrationshintergrund der Bevölkerungsanteil, welcher Hochrisikogruppen bzgl. Armut, Armutsrisiko sowie deren Folgen für die Kinder kennzeichnet, erhöht. Ein Umzug in andere Stadtteile ist aufgrund der Wohnkosten (Umzug in sanierten Wohnraumbestand) für Familien in Bezug von Sozialleistungen nicht möglich, somit verbleiben sie relativ abgehängt in diesem Stadtteil mit seinen Begrenzungen (fehlender Infrastruktur, geringerer Möglichkeiten, geringem Entwicklungs-potential – im Vergleich zur Sozialinfrastruktur anderer Stadtteile von Cottbus). Diese Familien haben geringere Teilhabechancen als Familien in anderen Stadtteilen.
Es leben hier in verschiedenen Plattenbau- Quartieren Familien mit mehr als drei Kindern, Alleinerziehende, es gibt einen hohen Grad an Kindeswohl-gefährdungsmeldungen (Vernachlässigung, Gewalt, Drogen). Es sind Auffälligkeiten bei den Schuleingangsuntersuchungen festzustellen (psychische Störungen, Zahngesundheit, Motorik). In Familien mit Migrations-hintergrund ist die Annahme des Kitabesuchs unter drei Jahren nicht stark ausgeprägt, daher sind in der Sprachentwicklung der Kinder zum Schuleintritt Defizite festzustellen.
Die Kinderarmutsquote beträgt 26% (bei nichtdeutschen Kindern 65%), der Anteil von Kindern u18 in Bedarfsgemeinschaften liegt bei 27%, hierbei sind 180 Alleinerziehende Bedarfs-gemeinschaften mit weiteren Problemlagen festzustellen. Der Migrationsanteil in Schmellwitz liegt bei 14%. Der Anteil von Personen im SGB II Bezug beträgt 1.825 Personen, somit 17,0%.
Kinder und ihre Familien in diesen Bedarfs- und Problemlagen gelingt es im Stadtteil bislang nicht hinreichend, Angebote zur Armutsprävention als auch Leistungen zur Bekämpfung der Armutsfolgen für Kinder zu erhalten. Die soziale Infrastruktur ist nicht hinreichend aufgestellt, es gibt wiederkehrend eher kompensatorisch wirkende Angebote, welche in Einzelfällen hilfreich sind. Das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure, insbesondere bzgl. des Themas Armut gelingt nicht hinreichend, notwendige Kapazitäten und Ressourcen reichen für die Vielzahl von Anfragen und Bedarfslagen nicht aus. Gleichzeitig ist mit den vorfindlichen Angeboten nur unzureichend Zugang zu den Zielgruppen herzustellen. Orte des Kontaktes sind nicht ausreichend ausgestattet, arbeiten am Symptom (Linderung) und nicht immer nachhaltig genug, vor allen werden die Familien nicht in ihrer Lebenswelt direkt abgeholt bzw. unterstützt – in der Familie.
Verstehens- Barrieren, Unverständnis bzgl. eigenen Veränderungsmöglichkeiten, Angst, Scham als auch Unwissenheit über Leistungsansprüche verhindern darüber hinaus gelingende Zugänge zu Angeboten der Teilhabe. Dies führt zu weiteren Mangelerfahrungen, Belastungen, Rückzug bei den Familien. Energie, sich für die eigenen Belange als auch für das Leben im Stadtteil (Wohnumfeld, Spielplätze, Sauberkeit) einzusetzen ist sodann durch die Menschen nicht aufzubringen.
Projektziele
Es ist also primäres Ziel unseres Modellprojektes, mehr und passendere Angebote der Armutsprävention für Familien und Leistungen zur Bekämpfung der Armutsfolgen für Kinder im Stadtteil zu entwickeln, diese in einem sich weiter qualifizierenden und belastbaren agilen Netzwerk (Produktionsnetzwerk) zu verstetigen und gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Familien diese Anstrengungen zu evaluieren, zu bewerten und gemeinsam nachzujustieren. Wesentlich sind für uns neben der sozialräumlichen Verortung („Komm-Struktur“) und Vernetzung auch die aufsuchenden Settings sozialpädagogischen Handelns („Geh- Struktur“). Unsere Fachkräfte suchen Familien an ihren Lebensorten auf, gehen zu ihnen nach Hause – aber auch in die Kita, auf den Spielplatz, sind somit niederschwellig ansprech- und erkennbar. Dies sichert Anschluss- und Passgenauigkeit unserer Unterstützungsleistungen.
Schwellenängste bei den Zielgruppen werden so proaktiv abgebaut. Unser Angebot verstehen wir als parteiliche und integrative Sozialarbeit.
Aufgrund demografischer, struktureller, kultureller und sozialer Herausforderungen im Stadtteil (Lebenslagen- Modell) gilt es u. E. vorrangig, die Kompetenzen und Selbstwirksamkeit von (jungen) Familien und deren Mitglieder zu stärken, diese Familien mittels niedrigschwelliger Unterstützung stärkend an die Strukturen sozialer Sicherung im Sozialraum zu binden und mit den hier wirkenden Einrichtungen und Angeboten zu vernetzen. Insbesondere Familien mit kleinen und mehreren Kindern unter Bezug von Sozialleistungen sowie Familien mit Flucht- oder Migrationsbiografie partizipieren dabei von den niederschwelligen Zugangsmöglichkeiten und den Angeboten.
Aktivierendes nachbarschaftliches und ehrenamtliches Engagement stellt für uns einen wesentlichen Faktor der Selbstermächtigung, der Hilfe zur Selbsthilfe dar. Alteingesessene und neuzugewanderte Schmellwitzer*innen werden somit ermächtigt und gestärkt. Sie knüpfen tragfähige und nachhaltige Kontakte im Sozialraum und werden selbst zu Multiplikatoren, welche unter fachlicher sozial-pädagogischer Begleitung ihre Kompetenzen und Erfahrungen an andere Familien vermitteln und in Einrichtungen, Institutionen und Initiativen einbringen. Begegnung und bürgerschaftliches Engagement wird generations-, sozialisations- und kulturübergreifend ausgehandelt und im Sinne tragfähiger Nachbarschaft im Stadtteil gelebt werden. Für bedürftige Personengruppen werden weitere niedrigschwellige und selbstinitiierte soziale Unterstützungsleistungen im Sinne gelingender Selbsthilfe konzipiert und realisiert.
Umsetzung
Angebote zur primären Prävention – soziale Integration verbessern
Schwerpunktaufgabe Bildung: Wir werden niederschwellige und nonformale Bildungsangebote initiieren, welchen es Müttern ermöglicht teilzunehmen, deren Kinder noch nicht in Kitas sind. Wir werden Müttern längerfristige Bildungsangebote zur Unterstützung der Eingliederung in den Arbeitsmarkt ermöglichen, in Zusammenarbeit mit der IJGD (Bundesfreiwilligendienst). Wir werden Formate anbieten, welche Vorträge, Schulungen, Kurse als auch Austausch- und Kommunikations- Gelegenheiten für Eltern beinhalten (z. B. FUN – Familie und Nachbarschaft). Im Rahmen früher Bildung werden wir mit Kitas und Grundschulen/ Horten gemeinsam in deren Einrichtungen Bildungsangebote und Mitmach-gelegenheiten schaffen, welche alltagsnah und praktische Anregungen für Bildungsprozesse in Familie als auch Gesundheitsthemen beinhalten (Familienbewegung, handarbeitszentrierte Formate für Motorik, Spielen lernen, Vorlesen sowie Theater, Zirkus u. ä.). Diese werden für ganze Familien hinsichtlich der Unterstützung der Kinder bei Nachhilfebedarf und für migrantischen Familien bei Sprachproblemen sowie bzgl. Schulungen für Väter konzipiert und durchgeführt.
„Familienzentrum Hopfengarten.“ und Familien-Café mit dem Schwerpunkt: aktive Orte der Begegnung, des Austausches, der Information und der Mitwirkung für schmellwitzer Familien – Erstkontakt zu Fachkräften sowie Interkultureller „FamilienTreff.“, mit dem Schwerpunkt: gelingende interkulturelle Kommunikation, Verständnis durch Annäherung, Individualberatung ist hier möglich. Hier sind die Familien willkommen und eingeladen: zum Spiel, zur Anregung, zum Mitmachen und Mitgestalten. Vielfältige Spielideen, Aktionssets, Geräte und Materialien laden ebenso wie die Außenspielfläche, das Familien- Café, der Sportraum sowie die vielen Angebote der Fachkräfte als auch der Freiwilligen zum Mitmachen ein. Ein lebendiger Ort für Familien soll das Haus mit seinem zentralen Anker- Ort „Familienzentrum Hopfengarten“ werden. Schwerpunktaufgabe: Integration
Singe-, Musizier- und Tanzkreis, mit dem Schwerpunkt: ganzheitliche Einbeziehung der Sinne, Motorik, Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses sowie die Stimulierung positiver Gefühle ist Zielorientierung dieses integrativen Angebotes. Schwerpunktaufgabe: Teilhabe
Eltern- Kind-Sport/ Bewegung, mit dem Schwerpunkt: Entwicklung eines gesunden und förderlichen Körperbewusstseins. Schwerpunktaufgabe: Gesundheit
Bildungsangebote zu Empowerment, Ermächtigung, Aktivierung mit dem Themenschwerpunkt: Selbstwirksamkeit stärken, tragfähige Selbst- und Nachbarschaftshilfe organisieren durch gelebtes freiwilliges Engagement. Schwerpunktaufgabe: Teilhabe
Leistungen zur Bekämpfung von Armutsfolgen – sekundäre Prävention
Wir werden in Schmellwitz kostenfreie, niedrigschwellige Beteiligungs-möglichkeiten in Bildungs-, Kultur- und Sportangeboten schaffen und diese im Familienzentrum Hopfengarten, dem Bildungs- und Begegnungszentrum 7512, dem Stadtteilladen, in den Kitas/ Horten sowie auf Spielplätzen im Stadtteil für die Zielgruppen anbieten. Ebenso werden wir Lern- und Spielsets kostenfrei an Familien ausleihen. Gesunde Kochangebote, Kurse und Freizeiten für Familien runden diese Maßnahmen ab. Weiter werden wir in Kooperation mit Schulen im Sozialraum Turnhallenzeiten organisieren für förderliche Sportangebote. Mit dem Kultur- und Begegnungszentrum 7512 und dem Stadtteilladen werden wir weitere bekannte Örtlichkeiten in Zusammenarbeit und Kooperation für die Durchführung auch von größeren Gruppensettings und Thementagen erschließen.
integratives Theater/ Zirkusprojekt mit dem inhaltlichen Schwerpunkt: gemeinsam spielend (deutsch) lernen. Schwerpunktaufgabe: Teilhabe
Teilhabezugänge für Familien sichern helfen – Lotsen: Schwerpunktaufgabe: Integration
Durch (Verweisungs)Beratung, Begleitung, Vermittlung und Beschaffung Familien in Armutslagen proaktiv bzgl. Teilhabe und Bildung und in Systeme sozialer Sicherung unterstützen, z. B. Antragsunterstützung, Schaffung barrierearmer Informationen, Informationsveranstaltungen. Steigerung der Inanspruchnahme von Leistungen zur Bildung und Teilhabe (BuT) durch verstärkte Information (auch durch crossmediale Ansprache).
Zugänge zu Kitas und früher Bildung ermöglichen, gelingende Übergänge begleiten. Schwerpunktaufgabe: Integration
Vor allem alleinerziehende Elternteile befähigen, informieren und unterstützen, Kinder (frühzeitig) in Kitas zu bringen, auch um Bildungsmaßnahmen, Sprachkurse oder Arbeitsmöglichkeiten besser und zeitnaher nutzen zu können. Sicherstellung der frühzeitigen Nutzung von Tagesbetreuungsangeboten durch sozialbelastete Familien.
Kindern Teilhabe Kunst- und Kultur ermöglichen: Schwerpunktaufgabe Bildung
In Kooperation mit lokalen Künstler*innen, Galerien und Museen kostenfreie und aktivierende Zugänge zu Kunst und künstlerischen (auch nonverbalen) Ausdrucksformen für Kinder ermöglichen. Hier gibt es mit dem BLMK Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst und der Galerie MaRieMix Kooperationen.
Sichere Rückzugsorte für Kinder im Stadtteil schaffen: Schwerpunktaufgabe Teilhabe
Angebote für Hausaufgabenerledigung, Betreuung, Unterstützung – verbunden mit gesundem Kochen und Essen. Sichere Zugänge in Regelangebote für Jugendliche im Stadtteil schaffen, sogenannte „Lückekinder“ (6 – 12 Jahre, welche nicht den Hort besuchen können) in diese Einrichtungen sensibel und sicher überleiten.
Kleinkindkreise mit inhaltlichem Schwerpunkt: Kreativ in Familie. Schwerpunktaufgabe: Integration
Vätertreff mit inhaltlichem Schwerpunkt: Beratung in spielerischer Atmosphäre in einfacher Sprache mit pädagogischen Aktionssets. Schwerpunktaufgabe: Teilhabe.
Geschlechts- und migrationsspezifische Arbeit mit Frauen, Mädchen, Müttern, mit dem Schwerpunkt: Förderung, Selbstbestimmung, Bildung. Schwerpunktaufgabe: Integration




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